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Süskind, Walter (Duits)

  • Geboren 29-10-1906 in Lüdenscheid, Deutschland
  • Gestorben 28-02-1945 in Mitteleuropa – 38 Jahre
  • Eltern Heijman Süskind, Kaufmann, und Frieda Kessler
  • Verheiratet in 1930 mit Johanna Natt

Seit März 1913 lebte die Familie Süskind mit ihren drei Söhnen Walter, Karl und Alfred in Oldenzaal. Sie wohnten kurze Zeit in der Denekamperstraat 17 und dann in der Kerkstraat 22. Sie lebten zuvor in Lüdenscheid und Unna. Im Dezember 1915 reisten sie nach Gießen. Sein Vater Heijman starb 1931 in Gießen. Deren Vater war im benachbarten Denekamp geboren.

Walter wuchs in einer Familie mit zwei Brüdern und einem Pflegebruder auf. Da er zwei niederländische Großeltern hatte, hatte er sowohl die deutsche als auch die niederländische Staatsangehörigkeit. Walter lebte bis 1938 in Köln, wo er seit 1929 als Verkaufsleiter in der Margarinenfabrik Bolak für den preußischen und polnischen Markt tätig war. Er heiratete 1930 Johanna Natt. 1938 beschloss er wegen des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland in die Niederlande zu ziehen. Das Paar ließ sich in der Burgemeester Mathonstraat 7 in Bergen op Zoom nieder, wo Walter als Verkäufer für Unilever arbeitete. Ihre Tochter Yvonne wurde am 28. März 1939 geboren. Hier lebten auch seine Mutter Frieda und seine Schwiegermutter Augusta. Am 19. März 1942 mussten alle auf Befehl der Besatzungsmächte nach Amsterdam ziehen. Sie zogen in die Nieuwe Prinsengracht 51. Da die Judenverfolgung nun auch in den Niederlanden begonnen hatte, hoffte Walter, in die USA auswandern zu können. Er korrespondierte darüber mit seinem Pflegebruder Robert, der bereits 1937 dorthin ausgewandert war.

Walter arbeitete als Metallarbeiter in einer Maschinenfabrik in Amsterdam, wurde aber wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen. Anschließend fand er Arbeit beim Jüdischen Rat als Leiter des Gepäck- und Bestellservices. In dieser Position war er Manager der Hollandsche Schouwburg, wo sich die Juden aus Amsterdam melden mussten, bevor sie in das Lager Westerbork deportiert wurden. Aufgrund seines fließenden Deutsch und der Tatsache, dass er früher mit dem in Amsterdam arbeitenden SS-Offizier Ferdinand aus der Fünten zur Schule gegangen war, vertrauten ihm die Deutschen. Er konnte die Daten registrierter jüdischer Kinder fälschen und sie ins Versteck bringen lassen ohne Verdacht zu erregen. Sie entkamen über die nahe gelegene Kinderkrippe in Plantage Middenlaan 38 in Amsterdam. Zusammen mit der Direktorin des Kindergartens, Henriëtte Pimentel, und dem Amsterdamer Wirtschaftswissenschaftler Felix Halverstad, der ebenfalls in der Schouwburg arbeitete, wurde eine Methode entwickelt, um die Kinder wegzubringen. Die Babys wurden durch den Garten hintenrum in die reformierte Kweekschule gebracht, wo der Direktor, der spätere Politiker Johan van Hulst, mithalf. Von hier aus gingen sie in einer Tasche, einem Korb oder einem Rucksack und wurden mit der Straßenbahn und dem Zug nach Limburg, Drenthe und Friesland gebracht, wo der Widerstand Versteckt-Adressen arrangierte. Halverstad und Süskind sorgten dafür, dass die Registrierungen der Kinder aus den Aufzeichnungen entfernt wurden. Diese Arbeit wurde ohne das Wissen der Führung des Jüdischen Rates durchgeführt. In den achtzehn Monaten, in denen er die Schouwburg leitete, muss er mit Hilfe einer Reihe von Widerstandsgruppen mindestens 600 Kinder und auch eine Reihe von Erwachsenen vor der Abschiebung gerettet haben.

Er brachte seine Tochter Yvonne bei seinem Bruder Karl und seiner Schwägerin Mariechen unter. Yvonne wurde in die Familie aufgenommen, als wäre sie ihre Tochter und Schwester. Tante Mariechen war nichtjüdisch und die Familie und ihr Zuhause galten daher als relativ sicher. Wie anders die Realität war. Walter und seine Frau Hanna besuchten den Kleinen regelmäßig in Amsterdam. Aber die Katastrophe schlug ein, als sie Yvonne für das Wochenende mit nach Hause nahmen. In diesem Moment wurden sie verraten und verhaftet.

Anschließend wurden sie am 29. September 1943 in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Am 2. September 1944 wurden sie von dort nach Theresienstadt deportiert. Süskind hatte einen gefälschten Brief der Nazis bei sich, in dem stand dass er für sie unverzichtbar gewesen war, und versuchte den Briefn Kommandant Karl Rahm zu übergeben, aber das half nichts. Sie wurden mit dem Güterwagen nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Sie kamen dort im Oktober an. Bei der Auswahl wurde er von seiner Frau und seiner Tochter getrennt. Diese gingen direkt in die Gaskammer, wo sie am 25. Oktober 1944 ermordet wurden. Walter selbst blieb eine Weile im Lager. Er starb schließlich um den 28. Februar 1945 an einem unbekannten Ort, möglicherweise während eines der Transporte von Lager zu Lager, die sogenannten Todesmärsche.

Holocaust-Opfer sowie seine Frau und Tochter Yvonne, seine Mutter Frieda und seine Schwiegermutter Augusta. Seine Brüder Karl und Alfred überlebten den Krieg mit ihren Familien durch ihre Mischehe. Pflegebruder Robert überlebte in Amerika.

Jüdisches Denkmal in Bergen op Zoom.

Namenswand in der Synagoge von Bergen op Zoom.

Nach dem Krieg wurde Süskinds Werk mit einer Bronzetafel an der derzeitigen IVKO-Schule in Plantage Middenlaan 31-33 ausgezeichnet.

Die Zugbrücke über die Nieuwe Herengracht in der Eremitage in Amsterdam wurde nach dem Krieg ebenfalls nach ihm benannt.

2012 erschien das Buch ‘Walter Süskind’ von Mark Schellekens.

Am 15. Januar 2012 wurde der niederländische Spielfilm Süskind von Rudolf van den Berg nach seinem Leben uraufgeführt.

Geschichte: Kind in Oldenzaal

 

Süskind Walter en Süskind -Kessler

Walter mit seiner Familie im Mai 1942. Hinten rechts Walter, vorne links seine Frau mit Tochter Yvonne – auch seine Brüder mit ihren Familien, seine Mutter und seine Schwiegermutter